Partner & Personen

Ralf Bendlin

breslauer schatten... aus "Breslauer Schatten", Seite 68:

Thomas überlegte, ob er Ralf Bendlin anrufen sollte. Sein Freund betrieb eine Detektei in Frankfurt, bendlin research, dessen Leute waren ziemlich fit in Bezug auf Computertechnik. Die könnten zum einen vielleicht Peters Computer durchforsten, zum anderen auch Peter schnell finden. Letztes Jahr hatte es gerade mal ein paar Tage gedauert, bis sie Simone, die Thomas damals verzweifelt suchte, in Buenos Aires ausfindig gemacht hatten. Eine gewisse Erfahrung im Aufspüren von verschwundenen Leuten konnte man Bendlin also nicht absprechen. Die Nummer hatte er in seinem Mobiltelefon eingespeichert. Er schaltete es also wieder ein und prompt erhielt er zwei Nachrichten.
Die eine von Karin: „Du solltest dich doch ausruhen und nicht dein Handy anschalten! Trotzdem gute Besserung!“
Von der anderen Nachricht kannte Thomas weder die Nummer noch die Vorwahl: 0048 …?
„Habe die Winterstürme hinter mir gelassen und bin wieder daheim! Übrigens war meine Einladung nicht nur so dahingesagt.“
Er googelte mit seinem Laptop die Vorwahl und sah seine Vermutung bestätigt: Polen! Also Olga! Was sollte er jetzt damit anfangen?

 

Simone

dicht dran... aus "Dicht dran", Seite 68:

Nachdem Simone aus seinem Leben verschwunden war, hatte Thomas zunächst nicht versucht, sie aufzuspüren. Erst lähmte ihn seine Traurigkeit darüber, dann die Frustration, verlassen worden zu sein. Etwas später, als er sich langsam wieder traute, die Begegnungen mit ihr nachzuempfinden, erschien sie ihm wie eine unwirkliche Fee, und es gab Tage, da zweifelte er, ob denn die Berührungen ihrer weichen Haut, ob denn ihre Gespräche, ob denn ihr Gleichklang mehr als ein Traum gewesen waren. Immer mehr machte der anfängliche Alptraum nach ihrem Verschwinden einem warmen weichen Tagtraum Platz, in den er sich immer wieder fallen ließ. Sehnsucht nagte in ihm und an ihm. Aber er unternahm nichts.
An diesem frühlingshaften Tag, an dem er so früh aufgewacht war, machte er sich ganz plötzlich auf die Spurensuche nach Simone. Es schien nach tagelangem Schmuddelwetter endlich die Sonne. Die Adresse ihres neuen Büros in Boston, State Street, hatte Simone ihm gleich nach ihrer Ankunft in einer dürren allgemein gehaltenen Umzugsmeldung zugesandt. Seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört. Und Thomas hat auch nichts von sich hören lassen. Es war ihm schwer gefallen, dort anzurufen. Einige Male hatte er den Hörer in der Hand gehalten, fing an zu wählen und legte wieder auf, bevor er die Nummer vollständig eingetippt hatte.
Aber an diesem unverhofften Frühlingstag ging alles wie von selbst. Er trank mittags in einem kleinen Café einen Milchkaffee und aß dazu ein Stück Kuchen. Er schloss ein paar Minuten die Augen und ließ sich von der Aprilsonne wärmen. Danach ging er sehr schnell ins Büro zurück und nahm entschlossen den Hörer in die Hand: „May I please talk to Simone … “ Dabei hatte er Angst, dass sein lautes Herzpochen bis nach Amerika zu hören wäre. „Oh sorry, she doesn’t work with us any more …” Es war wie ein Schlag in die Magengrube.
Ob sie denn die neue Adresse wisse? Nein, es hatte Probleme gegeben. Sie wisse nicht, wohin sie gezogen sei. Vielleicht zurück nach Deutschland?

 

Olga

breslauer schatten... aus "Breslauer Schatten", Seite 66:

Thomas saß im schlüpfrigen Halbdunkel mit Peter und Manni. Der bestellte noch eine Flasche Wein. Die wurde von Olga – oder war es Zofía? – gebracht. Ihre wohlgeformten Brüste wippten beim Gehen nicht ganz synchron. Zofía setzte sich neben ihn und sah ihn mit strengem Blick an. Er fragte, ob sie auch ein Glas wolle. An ihrer Stelle antwortete Olga mit osteuropäischem Einschlag in der Stimme: „Ja, gerne“ und legte ihre Hand wie zufällig auf seinen Oberschenkel. 

„Möchten du nicht anstoßen mit mir? Macht Leben leichter!“, mischte sich Olga in das Gespräch der drei Freunde und schob dabei ihre Hand auf seinem Bein fast unmerklich höher und beugte sich so zu ihm, dass Thomas nicht an ihrem Ausschnitt vorbeisehen konnte. „Darfst ruhig schauen, ist alles echt!“
Ihre Brüste sahen wirklich einladend aus. Er fragte sich, wie sich das anfühlen würde, dazwischen zu versinken, und in die Runde, ob er nachschenken solle. „Nein, ich mache für euch“, antwortete Olga fürsorglich. Als sie sich mit der Flasche zu Peters Glas beugte, hatte Thomas für einen kurzen Moment wieder nur ihren Busen vor Augen und sonst nichts. Er versuchte, sich auf seine Antwort auf Mannis Frage zu konzentrieren: „Dann bleibt nur noch die Hoffnung, dass dich jemand rauszieht!“
„Weil wir nicht alleine sind, bist du manchmal so verlassen.“ Olgas polnischer Akzent polterte laut, aber es lag auch ein wenig weiche Wehmut in ihrer Stimme. Sie nahm seine Hand, um sie gegen ihre Brüste zu drücken, und flüsterte mit leicht rauchiger Stimme: „Dafür gibt’s mich!“ Die drei Freunde schauten weiterhin ziemlich verdattert zu ihr, Manni ein bisschen neidisch, Peter etwas abfällig.

 

Claus Brosinski

breslauer schatten

... aus "Breslauer Schatten", Seite 8:

Unternehmer-Tragödie: Claus Brosinski nach einem Unglücksfall verstorben
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der 81 Jahre alte Claus Brosinski nach Informationen der dpa am letzten Tag des vergangenen Jahres Opfer eines tragischen Unglücksfalles geworden. Der erfolgreiche Unternehmer hinterlässt eine 40-jährige Tochter und einen 46-jährigen Sohn, seinen Nachfolger als Vorstandsvorsitzenden der Blaukirchener Brosinski AG. In einer persönlichen Erklärung teilte die Familie mit: „Der Verkauf seines Unternehmens sowie die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, haben dem leidenschaftlichen Familienunternehmer seine letzten Lebensjahre zur Qual werden lassen.“
Brosinskis Firmenimperium war vor einigen Jahren ins Wanken geraten. Nach wochenlangen zähen Verhandlungen mit den Gläubigerbanken über einen Überbrückungskredit in Höhe von Hunderten Millionen Euro musste Brosinski damals die Mehrheit seines Unternehmens an einen Finanzinvestor abgeben.

 

Harry D. Braunberger

dicht dran... aus "Dicht dran", Seite 6:

Es ist ungewöhnlich warm für einen Maitag, der in Europa etwa einem Novembertag entsprechen würde. Kurze Zeit später nähert sich von der Via Esmeralda ein mittelgroßer, schlanker, gut gekleideter dunkelhaariger Mann. Er dürfte um die 40 Jahre alt sein und sieht mit seiner schmalen ledernen Aktentasche wie ein erfolgreicher Banker aus. Der blonde Mann auf der Bank schaut konzentriert in Richtung Avenida Santa Fé, als würde er jemanden erwarten oder dort etwas suchen. Er schenkt dem Dunkelhaarigen kaum Beachtung, auch nicht, als sich dieser links neben ihn auf die Bank setzt. 

Der Dunkelhaarige heißt Harald D. Braunberger und ist stellvertretender Direktor bei der ‘Citibank’. Er kramt eine Packung Zigaretten aus der Aktentasche, zündet sich eine an und stellt seine Tasche rechts neben sich auf die Bank, wo auch die Aktentasche des Blonden steht. Als sich von der Avenida Santa Fé ein Krankenwagen nähert, steht der Blonde auf und nimmt sich seine Aktentasche, um zu gehen. Nur ein konzentrierter Beobachter hätte gemerkt, dass der Blonde die falsche Tasche genommen hat, während Harald D. Braunberger wie geistesabwesend rauchte. Nach wenigen Schritten dreht sich der Blonde allerdings um und wendet sich noch einmal zurück und zeigt auf seine Tasche: „Perdone ...!“ Braunberger starrt ihn ungläubig an. Was ist das denn für ein Anfänger – das haben die doch schon wie oft gemacht, denkt er sich. Der Blonde beugt sich zu dem Dunkelhaarigen, öffnet seine Tasche als wollte er ihm zeigen: Siehst du, das ist die falsche! Braunberger denkt sich, ob der Blonde wohl verrückt geworden wäre, schließlich ist das Vertauschen der Taschen, das unauffällige Vertauschen, ja der Sinn der Übung.
Den stechend beißenden Geruch nimmt er zu spät wahr. Als er sich über die offene Tasche beugte, hat ihm der Blonde das feuchte Tuch schon an Nase und Mund gedrückt.

 

Peter

 

Manni Kempf

 

Neil Young

schoengeist... aus "Schöngeist", Seite 81:

Auf der Rückfahrt von Blaukirchen schweigen Jean und Thomas vor sich hin. Und so reden sie auch nicht über den herrlichen Sonnenuntergang, in den Jean mit seinem BMW hinein zu fahren scheint. Jean bricht schließlich das Schweigen, das den beiden anscheinend nicht ganz unangenehm war: „Hast du was gegen Grönemeyer?“ 

„Neil Young wäre mir lieber!“
„Sag mal, kannst du eigentlich auch mal was anderes hören?“
„Vielleicht schon, aber das spielt nicht die entscheidende Rolle.“
„Wie meinst du das?“
„Na ja, früher glaubte ich, dass man Neil Young immer braucht, aber inzwischen denke ich, man kommt die ersten paar Tage auch ohne ihn über die Runden. Aber ich weiß gar nicht, warum ich mir das antun sollte.“
„Was ist denn das für ein Spruch?“
„Habe ich in einem Buch gelesen, es heißt: ‘Das Buch der von Neil Young Getöteten’, unvorstellbar gut, aber wohl nur was für Leute, die die Musik mögen.
„Gibt’s da noch mehr von deiner Sorte?“
„Anscheinend“, erwidert Thomas grinsend, „vielleicht solltest du dir mal Gedanken machen, wer denn von uns beiden den richtigen Musikgeschmack hat.“
„Also gut“, Jean lacht, „wenn du dabei bist, höre ich ihn auch gerne. Eigentlich kann ich Neil Young nur mit dir hören und dann macht es komischerweise auch noch Spaß. Ansonsten finde ich, dass er ein Krawallmacher ist, zumal, wenn er mit den Rabauken von Crazy Horse spielt, jener Garagencombo, die fast so falsch spielt, wie Neil Young singt …“