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dicht dran... aus "Dicht dran", Seite 161:

Auf der alten Mainbrücke war kaum ein Durchkommen an diesem lauen Frühlingsabend. In beide Richtungen strömten kleine Gruppen jeden Alters. Touristen ließen sich in der Abenddämmerung neben einem der zwölf Brückenheiligen fotografieren, was nicht so einfach war, weil immer jemand ins Bild lief.

Die asiatischen Besucher trugen es mit einem gefassten Lächeln, die älteren ehemaligen Verbindungsstudenten schimpften über die ungehobelte heutige Jugend. Thomas schwelgte in der abendlichen Frühlingsatmosphäre, genoss die alte Stadt am braun und träge dahinfließenden Main, den er von der Innenstadt kommend, zum ‘Brückenbäck’ hin überquerte.

Er freute sich auf Karin und gönnte sich vorher noch einen Blick auf den Fluss hinunter, der so stetig all die Jahre über das kleine Wehr unterhalb der Brücke mit einer Gleichmütigkeit, von der er sich viel abschauen könnte, dahin strömte.

Egal was passiert, der Main strebt unerschütterlich vom Fichtelgebirge kommend hin zum Rhein und dann in die Nordsee. Da konnte kommen was mochte. Auch als während der Bombardierung am 16. März 1945 ganz Würzburg in wenigen Minuten von der Royal Air Force in Schutt und Asche verbrannt worden war. Er floss unbekümmert, auch wenn sich an lauen Frühlingsabenden viele Pärchen in den Nischen im Schutz der Steinheiligen küssten, so wie heute.

international wuerzburgNeben dem Heiligen Burkardus hatte er an einem Abend wie diesem auch Leonie geküsst. Sie, die damals in Münster studierte, hatte ihn das erste Mal seit der Abruzzenreise in Würzburg besucht.